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Chancen und Herausforderungen im Schienengüterverkehr

Das Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit nachhaltigen Logistiklösungen. In unserem gemeinsamen Workshop im April 2022 haben uns Expert:innen vom LKZ einige Einblicke ins Thema Wertschöpfungsketten in der Bahnlogistik vermittelt. Hier sind unsere vier wichtigsten Erkenntnisse, die wir aus dem Workshop mitgenommen haben.

  1. Weniger CO2 auf der Schiene

Güterzüge sind emissionsärmer als LKWs. Laut Berechnungen des Umweltbundesamtes liegt die Einsparung an CO2-Emissionen etwa bei 80 %. Würde man also den gesamten Güterverkehr auf die Schiene verlegen, wäre ein entscheidender Schritt zur Erreichung der im europäischen Green Deal vereinbarten Ziele getan. Da aber nicht jedes Gewerbegebiet über einen Schienenanschluss verfügt, ist ein Güterverkehr allein mit der Bahn nicht realisierbar.

2. Pluspunkt kombinierter Verkehr

Eine Möglichkeit des Güterverkehrs, die die Stärken der Straße und der Schiene optimal miteinander verbindet, ist der kombinierte Verkehr. Hier werden Ladeeinheiten wie Container oder Sattelauflieger größtenteils per Bahn oder Schiff transportiert. Der LKW wird nur auf einer möglichst kurzen Strecke – für den Vor- und Nachlauf – eingesetzt.

Um den kombinierten Verkehr zu fördern, gibt es zahlreiche Ausnahmereglungen für LWK im Vor- und Nachlauf, wie z. B. eine Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts auf 44 Tonnen und die Befreiung vom Wochenend- und Feiertagsfahrverbot. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht lohnt sich der kombinierte Verkehr meist ab einer Entfernung 300 km. 

3. Kranbarkeit ist entscheidend

Voraussetzung für einen reibungslosen Ablauf im kombinierten Verkehr sind neben Umschlagmöglichkeiten an den Terminals standardisierte Ladeeinheiten. Allerdings sind 90 % der in Europa verwendeten Sattelauflieger nicht für den kombinierten Verkehr geeignet, da sie nicht per Kran auf den Zug geladen werden können.

Um dieses Problem zu beseitigen, hat das LKZ Prien das Umschlagsystem NiKRASA entwickelt. Dieses innovative System ermöglicht es, nicht-kranbare Sattelauflieger kranbar zu machen und somit mehr Güter auf die Schiene verlagern zu können.

4. Digitalisierung als Herausforderung

Da im kombinierten Verkehr mehr Akteure beteiligt sind (wie Terminalbetreiber, Spediteure und Eisenbahnverkehrsunternehmen), kommt es zu einem erhöhten Organisationsaufwand. Zudem gibt es feste Routen und strenge Zeitfenster, die eingehalten werden müssen, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen.

Dies wird dadurch erschwert, dass es meist keine miteinander verknüpften Datenbanken und Plattformen gibt. Manche Prozesse werden zudem noch analog gesteuert. In einigen Fällen wird allein schon wegen des organisatorischen Aufwands der direkte Verkehr dem kombinierten Verkehr vorgezogen.

Fazit

Insgesamt haben wir erkannt, dass ein immenses Potenzial im Schienengüterverkehr liegt, allerdings sehen wir noch viel Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung. Hier können wir als Digitalisierungsexpert:innen einen Beitrag leisten, um in Zukunft noch mehr Güter auf die Schiene zu verlagern.